Mich beschäftigt natürlich, wie Viele in Deutschland die Frage, wie wir unseren ukrainischen Mitmenschen am besten helfen können. Der Gesetzgeber hat unkompliziert die ersten Dinge mit pragmatischen Regularien festgesetzt. Das ist gut so.
Wir gehen derzeit von 5.000 in unserem Landkreis aufzunehmenden Ukrainern aus. Circa 2.000 sind schon da, davon rund 1.400 in privatem Wohnraum. 3.000 werden also noch kommen und rund 3.500 sind noch in privaten Wohnraum zu vermitteln. Solch eine Situation hatten wir noch nie, das wird uns noch sehr fordern.
Die Anzahl der aufzunehmenden Menschen ist damit um einiges höher als dies in der Asylkrise der Fall war. Gleichwohl ist die Situation an sich nicht ansatzweise mit 2015/16 vergleichbar. Deshalb wollen wir auch einen völlig anderen Weg der Unterbringung gehen. Anstatt in große Gemeinschaftsunterkünfte sollten wir die Menschen schnellstmöglich in Wohnraum und unsere Gesellschaft integrieren. Unsere Bevölkerung zeigt eine beachtenswerte Solidarität und Hilfsbereitschaft, dafür ist herzlichst zu danken.
Für mich ist es ganz klar: Nicht ein einziger vor diesem schrecklichen Krieg und Elend flüchtender und bei uns ankommender Ukrainer wird weitergeschickt. Nicht ein Einziger! Ein Jeder ist bei uns willkommen. Wer weiterziehen will, kann sich ausruhen und wird mit dem Nötigsten versorgt. Wer bleiben will, den nehmen wir behütet auf.
Dies zu schaffen, dafür müssen wir aber andere, neue Wege bereit sein zu gehen. Mit den gewohnten Instrumentarien werden wir das Ziel nicht erreichen. Allein die Vermittlung der Flüchtlinge in den gemeldeten Wohnraum in unseren 57 Städten und Gemeinden mit über 400 Orten würde die Landkreisverwaltung bei weitem überfordern.
Deshalb haben wir am 17. März 2022 eine außerordentliche Bürgermeisterversammlung zum erforderlichen und zielführenden Handeln einberufen. Wir dürfen in dieser Situation eben nicht in Zuständigkeiten denken, sondern in dem permanenten Abwägen nach dem geringeren Übel bzw. dem Vertretbaren. Dabei muss die Pragmatik des Handelns im Vordergrund stehen. Dann werden wir das auch gemeinsam meistern.
Die Mitarbeiter der Stadt- oder Gemeindeverwaltungen sind doch viel flexibler als unsere Kreisverwaltung – bitte nicht falsch verstehen. Aber allein dieses Potential an Mitarbeitern mit der entsprechenden Ortskenntnis könnte die Landkreisverwaltung gar nicht aufbringen. Der Bürgermeister vor Ort kann mit seiner Verwaltung oder seinem Bauhof viel schneller handeln. Beispielsweise sich um die Möblierung von Wohnraum, die Verteilung der Menschen zu den Vermietern oder die erste Erfassung von Daten kümmern.
Gemeinsam, unkompliziert und pragmatisch – das funktioniert mit einer ganzen Reihe von Städten und Gemeinden schon ganz ordentlich. Jedem Bürgermeister danke ich für dieses „an einem Strick ziehen“ und dann noch „in die gleiche Richtung“ sehr, sehr herzlich.
Und ich habe die Hoffnung, wenn wir in dieser Krise mit dem Aufbrechen vorhandener Strukturen beweisen mit weit weniger Regularien aber dafür mehr menschlichem Vertrauen und Verstand die Dinge bewältigen zu können – dann muss sich das doch in Folge auch auf unser weiteres Handeln positiv niederschlagen und hoffentlich helfen, das Bürokratiemonster zu bekämpfen. Gestattet mir zumindest diese Hoffnung und Zuversicht.
Heute steht die Unterbringung in Wohnraum im Vordergrund, morgen die Integration der Kinder in die Kitas und Schulen und übermorgen die Vermittlung der Ukrainerinnen in unseren Arbeitsmarkt. Wir sollten, ja müssen diese schrecklichen Umstände als Chance für unsere Gesellschaft begreifen und einfach zugreifen.
Ja, viele werden uns nach Ende dieses Krieges auch wieder verlassen und voller Stolz in ihre Heimat zurückkehren, um diese wieder aufzubauen. Das wünschen wir ihnen auch und dabei werden wir ihnen behilflich sein.
Aber ganz ehrlich – schon bei der Ankunft des ersten Busses in unserem Landkreis in der Stadt Wilthen, sah ich bei vielen Frauen, die ihre Kinder fest im Arm hielten, einen leeren Blick. Für sie stand nicht nur die Frage, wo sind wir jetzt? Ja, die Gefahr liegt hinter uns, wir sind in Sicherheit.
Meine Damen und Herren, ich konnte auch viele leere Blicke und eingefallene Gesichter erkennen. Diese Blicke verrieten die Frage: wird unser vertrautes Heim noch stehen, werde ich den Vater meines Kindes, den geliebten Ehemann je wiedersehen? Und viele Augen blickten dabei besorgt und wohl auch sehr skeptisch. Dieses Leid kann man noch gar nicht richtig fassen.
Und deshalb liegt es an uns und in unserer Verantwortung, liebe Freunde, ob wir diese Mitmenschen so bei uns integrieren, dass sie sich möglichst wohl und aufgehoben bei uns fühlen. Je besser wir diese Menschen integrieren, desto eher besteht bei vielen eines Tages vielleicht die Überlegung des Bleibens.
Und wenn von 5.000 Menschen nur 20% blieben, dann wären das möglicherweise 1.000 Pflegekräfte, Krankenschwestern, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Verkäuferinnen, heranwachsende Auszubildende von Morgen - Menschen wie Du und ich, eine Bereicherung unserer Gesellschaft. Das muss unser Ziel sein, wir können dabei nur gewinnen – entweder eine gute Erinnerung oder einen guten Mitmenschen – beides kann nicht schaden!
Ein Hinweis sei mir noch gestattet: lasst uns die Ukrainer nicht als Flüchtlinge bezeichnen, lasst uns von Gästen und Freunden sprechen – sie haben es sich verdient und werden es uns danken.
Bürgernähe hat meine Arbeit immer geprägt. So soll es auch bleiben. Aus vielen Gesprächen, die ich geführt habe, konnte ich Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten für unseren Landkreis hervorbringen. Ich freue mich daher auf viele weitere Gespräche. Sie sind alle eingeladen, mit mir ins Gespräch zu kommen.
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